„Employer Branding ist ein Instrument der strategischen UnternehmensfĂŒhrung, das die einzigartigen Kulturmerkmale einer Organisation derart pointiert und glaubwĂŒrdig hervorhebt, dass diese identitĂ€tsstiftend und verbindend nach innen sowie attraktiv und differenzierend nach auĂen erlebbar sind.â
Grundprinzipien: Markenbildung im Employer Branding
Das ist meine Antwort, wenn mich mal wieder jemand fragt, was Employer Branding ist. Relevant sind in dem Zusammenhang drei Aspekte:
1. Die Arbeitgebermarke sollte von innen heraus â also unter Partizipation der Mitarbeitenden â entwickelt werden. So entsteht gröĂtmögliche AuthentizitĂ€t, GlaubwĂŒrdigkeit und Identifikation.
2. Employer Branding ist ein strategisches Thema, das auf lange Sicht ausgerichtet ist. Denn Branding bedeutet nichts anderes als Markenbildung. Und die lÀsst sich eben nicht von heute auf morgen Àndern oder aufbauen. Es ist ein tief verankertes Bild in den Köpfen der Belegschaft und externen Stakeholder. Es speist sich daraus, welche Erfahrungen Menschen mit der Marke in der Vergangenheit gemacht hat. Die können gut, schlecht oder neutral sein. Das bringt uns zum dritten Aspekt:
3. Employer Branding kann nicht losgelöst von Corporate Branding und teilweise auch nicht von Product Branding gedacht werden. Grade bei bekannteren Marken haben die ersten BerĂŒhrungspunkte mit der Unternehmens- oder Produktmarke oft schon stattgefunden. Sei es durch einen Kauf, Werbung oder Presseberichte ĂŒber das Unternehmen.
Synergie & Abgrenzung Corporate vs. Employer Brand

Voraussichtlich werden die TrennschĂ€rfen zwischen den einzelnen Markenbereichen â Corporate, Product & Employer Brand in Zukunft noch mehr verschwimmen, weil das Markenbild ĂŒber die verschiedenen KanĂ€le â insbesondere Social Media â immer weniger trennscharf fĂŒr die Welt da drauĂen erscheint. Ein Unternehmen ist heute nicht nur ĂŒber Stellenanzeigen oder TV-Werbung sichtbar, sondern in den verschiedensten KanĂ€len auf TikTok, Instagram, LinkedIn usw. erlebbar. Und selbst, wenn der Content sich je nach Markenbereich unterscheidet, bleibt â idealerweise â ein gemeinsames Corporate Design, eine wertebasierte IdentitĂ€t. Ganz gleich, ob die Produkt- oder Arbeitgebermarke zu einem spricht.
Purpose-orientierte Markenbildung
In Zeiten, in denen Sinnsuche (âPurposeâ) immer wichtiger wird, interessieren Kandidat:innen sich zunehmend dafĂŒr, wofĂŒr das Unternehmen steht und wo es hin will â auch im gesamtgesellschaftlichen Kontext. Da kann schlechte Presse ĂŒber Unternehmensmarke durchaus einen negativen Spillover-Effekt auf die Arbeitgebermarke verursachen. Denn beide teilen sich ein gemeinsames Kraftfeld und sind in guten wie in schlechten Zeiten miteinander verbunden.

Im positiven Sinne Ă€uĂert sich das dadurch, dass das zentrale Leitnarrativ, sprich das gemeinsame âwofĂŒrâ, allem Tun des Unternehmens zugrunde liegt und sich die Energie der Organisation in allen Bereichen daraus speist.
Haltung & Handlung
Das Unternehmen edding macht gerade vor, wie sich der Purpose durch die unternehmenseigene âSocial-Impact-Strategie 2026â durch alle Bereiche zieht. Statt sich wie bislang ein âfor-profitâ Unternehmen zu sein, möchte edding bis 2026 ein âprofit-forâ Unternehmen werden. Der Wandel vom profitorientierten Unternehmen zu einem sinnökonomischen Unternehmen, das ökologische und soziale Nachhaltigkeit in den Fokus stellt, wirkt sich auf sĂ€mtliche Bereiche, Marken und Produkte der Organisation aus. (vgl.https://www.presseportal.de/pm/61813/5622175).
Das Unternehmen Thalia hat seine Unternehmens- und Arbeitgebermarke ganz eng mit ihrem GeschĂ€ftsmodell âBuchâ verbunden und fokussiert sich in seiner Vision auf eine âWelt, in der Inhalt zĂ€hlt.â Haltung und Handeln, die sich dahinter verbergen, sind in einem umfangreichen Leitbild-HandBUCH festgehalten. Die enthaltenen Werte ziehen sich durch alle Hierarchieebenen, GeschĂ€ftsbereiche sowie das interne und externe Stakeholdermanagement.
Trotz der Unterschiede in Bezug auf Branche und Marken, haben edding und Thalia zwei Gemeinsamkeiten:
1. Der langfristig angelegte Fahrplan ĂŒber mehrere Jahre mit einem klaren Leitnarrativ .
2. Die Positionierung und das Commitment der GeschĂ€ftsleitung, die die Botschaft glaubwĂŒrdig mittrĂ€gt.
Keine Prio, kein Erfolg
Gerade am Commtiment der GeschĂ€ftsleitung scheitern viele Employer-Branding-Projekte hĂ€ufig. Trotz Kick-off-Meetings, trotz offiziellem Buy-in fĂŒrs Thema: wennâs mal wieder lĂ€nger dauert und unbequem wird, ziehen sich viele GeschĂ€ftsfĂŒhrungen gern zurĂŒck und delegieren an HR.
Erst kĂŒrzlich war ich in der Situation, dass ein lange avisierter Strategie-Workshop mit etwa 20 Personen einen Tag vor der DurchfĂŒhrung abgesagt wurde, weil die GeschĂ€ftsfĂŒhrung kurzfristig umpriorisiert hat. Kann vorkommen, klar. Aber die Signalwirkung in die Organisation ist eindeutig: âGanz wichtig, aber was anderes ist wichtiger.â Ein Schlag ins Gesicht fĂŒr die Projektverantwortlichen in HR und die angrenzenden Schnittstellen. Und kein gutes Zeichen Richtung Belegschaft, die vorher umfangreich eingebunden und befragt wurde.
Employer Branding ist Selbstverpflichtung
Im Employer Branding ist es wie so oft im Leben: Man kann nicht A sagen, ohne auch B zu machen. Loslegen und dann stehen bleiben, funktioniert nun mal nicht. Daher ist Employer Branding auch immer eins: Selbstverpflichtung. Denn, wird das nicht gelebt und ernst genommen, verkommt Employer Branding zu irgendeinem Projekt eines x-beliebigen Fachbereichs. Und am Ende sagt die Belegschaft zu Recht: âEmployer Branding? Wurde mal gemacht, aber habe ich nie wieder was von gehört.â Die Talente sagen: âDas ist doch dieses Unternehmen XY. Ja, weiĂ auch nicht, warum man da arbeiten wollen wĂŒrde.â Und die Projektverantwortlichen fragen sich: âWas mache ich hier eigentlich?â, und verlassen das Unternehmen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Bleiben wir zuversichtlich. Sollten sich Unternehmen wie edding oder Thalia mit ihrer Strategie auf dem umkĂ€mpften Arbeitsmarkt langfristig durchsetzen, ist das ein gutes Zeichen. Mit guter PR und positiven Arbeitgeberbewertungen, vielleicht sogar durch sichtbare Markenbotschafter, könnte das durchaus gelingen. Und dann könnte sich am Ende die Erkenntnis durchsetzen, dass Menschen in Organisationen die wichtigsten Stakeholder sind. Denn sie sind nicht nur heute entscheidend, sondern auch fĂŒr die Zukunft. Ja, sie sind die Zukunft.
Nachtrag: Markenbotschafter:innen im Employer Branding
Warum Mitarbeitende als Markenbotschafter:innen eine zentrale Ressource fĂŒr die ZukunftsfĂ€higkeit eines Unternehmens sind, erfahren Sie in meinem Beitrag Markenbotschafter:innen im Employer Branding.